Ein Umzug ist immer wieder aufregend und spannend. Es hat damit zu tun, Entscheidungen zu treffen, die manchmal schwierig sind, mit viel Arbeit, die man gar nicht so gerne leisten mag, mit Konfrontation mit dem eigenen Leben, die man meist auch nicht so genau wissen will. Und am Ende steht ein großer Gewinn. D. h. : damit war ich zugebender Maßen den ganzen Mai beschäftigt.

Umzug – die Entscheidungen, die dafür notwendig sind

Zunächst war da das nagende Gefühl in mir, dass einfach etwas nicht stimmig ist, nicht passt, mir persönlich nicht guttut. Die Situation, das Umfeld, die Stimmung – nichts davon hat sich positiv angefühlt oder gar aufbauend und inspirierend. Zunächst ist da nur so ein Gefühl, eine eigene Stimmung. Bei mir geht es weiter damit, dass ich mich selber frage, was denn bloß mit mir los ist, was in die Erkenntnis mündet, dass ich mich einfach nicht wohlfühle. Dann kommt die Beschwichtigungsphase, in der ich mir erzähle, dass es ja nicht so schlimm ist und schon oder vielleicht vorbeigeht. Dass ich nur genug dafür tun muss, um die Situation zu meistern oder „auszuhalten“ und positiv zu bewerten. Irgendwann kommt so was wie ein innerer Meltdown, der aus einer unendlichen Erschöpfung resultiert, für die ich meine eigenen Grenzen permanent mit Füßen getreten habe.

Es geht nicht mehr, ich brauche einen Tapetenwechsel, ich halte das nicht mehr aus. Ich will hier nicht mehr sein. Das ist der Zeitpunkt, an dem ich endlich in der Lage war, eine Entscheidung zu treffen und bereit war für die Umsetzung. Pikanterweise bin ich so oft umgezogen in meinem Leben, das jetzt nicht mehr ganz so jung ist: ca. 20 x !? Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen, glaube ich. Von daher bin ich es leid, schon wieder umzuziehen, schon wieder in die Aktion zu gehen, schon wieder die Arbeit zu leisten. Schon wieder… Schon wieder…. So viele Argumente dagegen und dennoch: die Aussicht auf eine andere Kraft und Energie, die ich im Alten nicht finden konnte, machten die Entscheidung zu einer glasklaren Sache. Mit meiner eigenen Aussage: ich bin selbstverständlich bereit, die notwendige Arbeit zu leisten, denn ich entscheide mich für mich. Ich habe Vertrauen in das, was ich fühle. Ich lasse mir kein X für ein U vormachen, dass doch alles prima sei und ich wohl nicht in der Lage sei, das zu sehen.

Manchmal fallen mir Entscheidungen sehr schwer und ich warte (zu) lange damit. Ich wäge ab, mache ja und nein Listen, rede darüber, was natürlich letztlich niemand beurteilen kann, wenn man sich nicht wohlfühlt. Dann vertraue ich meiner Intuition nicht. Ich bin ein Emotional definierter Generator, d.h. ich habe Wellen an Emotionen, die mich echt beschäftigen und die heftig sein können und sehr überwältigend. Ich muss die Wellen abwarten, um dann auf den Motor zu hören. Das kann dauern. Und ist mir immer wieder zu lang. Aber…. wenn ich es tue, fühlt es sich nicht nur richtig an, sondern bringt Gutes. Dafür lohnt sich der Prozess.

Umzug – Arbeit, die man nicht leisten mag

Die Arbeit, die nach der Entscheidung entsteht, ist so viel und erscheint mir jedes Mal so uferlos, dass es mich dann doch zweifeln lässt. Kurzfristig. Planen, packen, ändern, verkaufen, Neues besorgen, informieren, …… . Die Liste von dem, was abzuarbeiten ist, ist jedes Mal lang.

Ich bin, wie gesagt, so oft umgezogen, dass es schon sehr professionell zugeht, wenn ich in die Planungsphase eintrete. Da diesmal alles sehr kurzfristig lief und die Wohnung erst kurz vorher da war, hatte ich nur 5 Wochen, bis der Umzugstermin stattfand. Das war extrem knapp. Zum Glück hatte ich mich ja schon vorher mit dem Thema auseinandergesetzt, sodass ich schon die eine oder andere Entscheidung getroffen hatte. Ich wollte nicht mehr alle Möbel behalten bzw. mitnehmen. Es gab den einen oder anderen erfolgreichen Verkauf, um mich zu trennen. Aber 5 Wochen war selbst für mich sehr sportlich, zumal ich arbeiten musste – in dieser Zeit viel, weil die Urlaubszeit begonnen hatte und ich öfters einspringen musste. Aber mein Plan war klar: Ich wollte ca. 40 Kisten packen. In 4 Wochen jede Woche 10 Kisten. Was nicht hineinpasst, muss weg. Je nachdem, was ich noch brauchte, bin ich mit Akribie vorangegangen. Ich mag das genauso und das kommt meinem Typ sehr entgegen. So war ich nicht überfordert, bin aber ständig dran geblieben.

Leider wurde ich noch krank zwischendurch. Eine heftige Sommergrippe ging herum und erwischte mich voll. Ich musste ein paar Tage das Bett hüten und war sehr geschwächt. Zum Glück hatte ich eine Woche am Schluss für Extras, nicht geschafftes, Unvorhergesehenes, u.a. eingeplant. Das passiert doch irgendwie immer. Die beste Planung ist die, die diese Dinge einplant, um dann damit umgehen zu können. So ging es bis in die 5. Woche. Es wurden dann doch ca. 45 Kisten, aber das war super für mich. Ja, es war viel und manchmal auch stressig, aber im Großen und Ganzen war ich dafür relativ entspannt.

Umzug – Konfrontation mit dem eigenen Leben

Umzüge sind für mich Konfrontationen mit mir selber und meinem Leben. Die Fragen zu diesen Themen werden dann deutlich stärker und mehr. In den letzten Jahren habe ich mich von vielen Dingen getrennt. Es war einfach zu viel: der private Haushalt, der künstlerische Atelier Haushalt, einiges, das ich von meinen Eltern übernommen und aufgehoben habe. Das ist mir immer mehr zu viel geworden und ich habe mich in diversen Etappen immer wieder damit beschäftigen müssen und dürfen. Da ich nicht so der radikale Typ bin, der einfach alles wegschmeißt oder verschenkt und weggibt, gehe ich eher vorsichtiger vor, wäge ab und möchte den Dingen Respekt zollen. Sie haben mal Geld gekostet, Freude bereitet, Spaß gebracht oder gemacht, mir oder meinen Eltern. Daher kann das ich nicht hoppla hopp erledigen.

Es war ein wichtiger Prozess, sich damit zu beschäftigen, was ich wirklich brauche und was mir dienlich ist. Nur bin ich in meinem 60 igern und da bekommen andere Werte viel mehr Priorität und Gewicht. Die Fragen werden intensiver und drängender: Ist das wirklich wichtig? Habe ich den gleichen Spaß daran wie vor x Jahren? Das gehört in meine Vergangenheit – aber gehört das auch in meine Zukunft? Steht das für eine Erinnerung, die mir gefällt? Oder ist Erinnerung an das Ereignis eigentlich belastet mit Negativität? Verbinde ich wirklich einen Gewinn mit diesem Geschenk, Buch, Dekor? Oder behalte ich es aus Höflichkeit? Diese und ähnliche Fragen stelle ich mir immer wieder und beantworte sie so ehrlich wie es irgend geht. Ich habe mich mit dem Thema Minimalismus beschäftigt und entschieden, dass ich kein Minimalist werde. Manche Dinge mag ich um mich behalten. Manches darf gehen, aber manchmal darf etwas Neues dafür kommen und mir neue Freude bringen.

Es ist ein Prozess, den jeder in seinem eigenen Tempo geht, der immer richtig ist und den man akzeptieren darf. Manchmal geht es bei mir schnell, manche Dinge betrauere ich richtig, gebe sie dennoch weg, weil ich die Belastung darin spür

Umzug – Der Gewinn

Der Gewinn ist enorm. Ich bin diesmal besonders begeistert von dem, was ich geschafft habe. 45 Kisten, gepackt in 5 Wochen, mit relativ weniger Stress, der Umzug hat nur 4 Std. 30 Minuten gedauert (Das ist ein gigantisch geringe Zeit). Ich habe nur noch ein 80 cm Bücherregal (ehemals über 6 Meter), die Möbel sind reduziert, Papier ist reduziert, Geschirr genauso, Kleiderschränke sind von Ballast befreit. Ich bin zutiefst dankbar, dass ich diese Entscheidungen getroffen habe.

Ausblick auf den Juni 2024

  • Den Einzug abschließen.
  • Urlaub genießen, den ich nicht nur für den Einzug hergeben möchte.
  • Neue Gewohnheiten ins Lebenbringen.

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