Ich habe in meinem Leben so viel Wut in mir gespeichert, dass ich nicht mehr wusste, wohin damit. Es war wichtig, eine Strategie zu finden, damit umzugehen. Das hat sehr spät in meinem Leben stattgefunden und lange gedauert.

Blogparade Anita Griebl

Heute schreibe ich einen Blogartikel über Wut und meine Strategie, damit umzugehen. Ich nehme teil an der Blogparade der Content Society von Judith Peters und folge der Einladung von Anita Griebl, die Dich begleitet für Dein gesundes, glückliches, energiereiches Leben und eine Wutexpertin ist.

Falls Du Lust hast, zu lesen, wie sie mit Wut umgeht, wie ich mit Wut umgehe oder selbst über Deine persönlichen Erfahrungen im Umgang mit Wut berichten magst, ist der Link dazu hier: https://reichanlebensenergie.de/blogparade-wut-gefuhle-strategie/

Umgang mit der Wut-Früher

Ich bin ein sehr emotionaler Mensch, der sehr intensive Gefühle kennt und auch leben kann. Dennoch ist der Umgang mit Wut sehr schwierig gewesen. Ich gehöre einer Generation an, die so erzogen wurde, dass man besser brav ist und möglichst nicht auffallen sollte als Kind, angepasst und ruhig sein war gefragt. Vieles erschien mir damals ungerecht, nicht ehrlich und ich war sauer und wütend darüber und auf die entsprechenden Personen. Als Kind hatte ich schon einen guten Zugang zu meinen Gefühlen – vermutlich einen zu guten. Das war nicht erwünscht. So wurde ich und viele Andere dazu erzogen, diese Wut auf keinen Fall herauszulassen. Die Bewertung der Wut als negativ und das Verdammen dieses „negativen“ Gefühls hat es in den Untergrund gezwungen, wo es sich ungebremst, ungesehen ausbreiten kann und seine ganze zerstörerische Kraft anwenden, bündeln und dann an die Oberfläche bringen wird. Es war daher sicherer, diese auch nicht mehr zu zeigen und in der Folge am besten gar nicht mehr zu haben. Daher fühle ich mich eher den Unterdrückern der Wut zugehörig, obwohl sie immer gespürt habe und hatte. Vermeiden von Wut war für mich nicht möglich.

Ich habe das mit mir ausmachen müssen, denn es gab keinen Raum dafür. Sich zurückzunehmen war angesagt, sich nicht trauen, diese Gefühle auszudrücken. Ich wusste das irgendwann und habe es nicht mehr probiert, ob ich für meine Wut Verständnis bekomme. Es gab eher deutliche Hinweise, dass ein „solches“ Verhalten nicht erwünscht wurde. Auch meine Eltern haben das vermutlich in ihrer Jugend so erlebt und sich daran halten müssen. Als Angehörige einer Kriegsgeneration haben sie um Anderes gekämpft. Ich weiß, sie hatten eine Mordswut im Bauch, die sie weder durch ihre Erziehung noch durch ihre Lebenssituation ausdrücken konnten oder durften. Das haben sie weitergegeben.

Dennoch: das Gewitter in mir lebte und wirkte.

Umgang mit der Wut – Ein Weg der Bewusstwerdung

Ich wusste viele Jahre nicht, wie ich angemessen damit umgehen könnte. Fand keinen Weg. Ich war zwar wütend, aber ich machte es mit mir aus und deshalb waren Menschen in meiner Umgebung von Attacken eher verschont. Für mich gab es einen sehr großen Durchbruch in meinem Umgang mit Wut. Ich lernte das Ausdrucksmalen kennen, machte einige Seminare und schließlich auch eine Ausbildung zur Ausdrucksmal Leiterin. Mein Lehrer, Laurence Fotheringham, war grandios. Ich habe zum ersten Mal erlebt, dass ich meine Wut ungebremst herauslassen konnte, wobei er natürlich sehr darauf geachtet hat, dass sich niemand dabei verletzt. Ich war ihm mit der ganzen Bandbreite dieser Gefühle, mit der Heftigkeit und Intensität einfach willkommen. Er hat es genommen, ohne werten, hat die Situation halten können und mir den Raum gegeben, das auszuleben, ohne mich zu bewerten. Manche im Raum sind gegangen und konnten das nicht aushalten. Andere haben mich animiert und ebenso unterstützt. Noch heute bekomme ich Gänsehaut, wenn ich daran denke und mir kommen Tränen vor Dankbarkeit, das erleben zu dürfen und damit okay gewesen zu sein. Was für ein Geschenk für mich.

Es ging noch weiter: Ich hatte das Bild, an dem ich gearbeitet hatte, vollkommen zerfetzt, es bestand nur noch aus Teilen. Die Einladung an mich war, aus diesen Teilen etwas zu machen, egal was. Ich saß am Boden und merkte, trotz meiner Erschöpfung, wie die Kraft zurückkam zu mir und wie sich das Ganze in eine schöpferische Form wandelte. Ich formte einen Schwan daraus, der wunderschön war.

Seitdem habe ich eine andere Einstellung zur Wut. Sie war nicht nur ein ungezähmtes Gefühl, das zerstörerisch wirkte, sondern konnte sich in eine Schöpfung wandeln. Die innewohnende Kraft ist gigantisch, wenn sie kanalisiert werden kann. Meine Verurteilung von Wut hat sich sehr verändert. Ich sehe noch einen anderen Aspekt darin. Ich kann auch Wut von anderen Menschen besser aushalten, auch wenn mir die nicht gefällt. Und ich habe andere Wege für mich finden können.

Ich habe andere Menschen in meinem Atelier durch diese Prozesse begleiten können und ihnen das Gefühl geben können, sicher zu sein damit und dass sie in Ordnung sind mit diesen Gefühlen.

Umgang mit der Wut -Heute

Heute habe ich ein anderes Bewusstsein für meinen Zustand.

  • Ich spüre bewusster und schneller, wenn die Wut in mir hochsteigt und fühle mich dem nicht mehr so ohnmächtig ausgeliefert.
  • Es ist leichter, die Wut zu benennen und wenn es für mich richtig ist, mich zurückzuziehen aus der Situation, sodass ich dann meine persönlichen Strategien anwenden kann.
  • Atmen hilft auch mir. Tiefe, bewusste, viele Atemzüge nehmen. Sich nur darauf konzentrieren und jeglichen anderen Gedanken zurückdrängen, da er jetzt einfach keine Priorität hat. Er ist ja meist nur ein Trigger aus irgendeiner Zeit, die vergangen ist.
  • Auch erlaube ich es mir heute, meine Wut mit Worten auszudrücken, wenn es ganz bunt kommt. Und wie der Andere das dann findet, hat für mich kein Gewicht.
  • Ich habe auch gelernt, zu reden und das zu benennen, meinen vorangegangenen Ärger auszudrücken, dass die Wut sich nicht krass entwickelt.
  • Bewegung hilft mir. Training, schnelles Laufen im Wald- das verändert meinen Stresslevel im Körper, sodass ich wieder denken kann.
  • Früher habe ich manchmal im Auto einfach nur meine Wut herausgeschrien. Oder auch einen dicken Ast im Wald zu Kleinholz zerdeppert.
  • Ich reflektiere immer, was der Trigger war für die Wut, woran mich das erinnert, ob das noch aktuell ist oder ob ich das aktualisieren muss. Manchmal klopfe ich die Trigger.

Insgesamt bin ich dankbar für diese Entwicklung in mir. Ich habe keine Angst vor diesem „negativen, bewerteten“ Gefühl, daher traue ich mich, das zu fühlen, wodurch es nicht ständig vermieden wird, um sich dann mit Macht noch mehr Gehör zu verschaffen und mit Gewalt an die Oberfläche zu stürmen und zu verletzten.

Danke, liebe Anita, für die Einladung zu diesem großen Thema, das mich immer noch und immer wieder sehr berührt.

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3 Kommentare

  1. Herzlichen Dank, liebe Martina, zu diesem wunderbaren und wertvollen Artikel zu meiner Blogparade. Deine Strategien sind gut nachvollziehbar und deine persönliche Geschichte sehr berührend. So oder ähnlich haben es viele Menschen erlebt. Das Ausdrucksmalen in Verbindung mit Wut ist eine geniale Möglichkeit.

    Herzliche Grüße von Anita

  2. Liebe Martina,
    Herzensdank für diesen wunderbaren Artikel und das teilhaben lassen an deiner Innenwelt, deiner Seele und deinen Gedanken. Dein Artikel hat mich im Herzen berührt.

    Für mich ist das Thema Wut auch ein sehr interessantes und vor allem nutze ich ebenso die Kunst und Kreativität als Ventil.

    Dies gelingt nicht nur mir nicht nur beim Thema Wut, sondern auch mit sämtlichen anderen Emotionen.

    Dazu habe ich auch einen Artikel in der Blogparade verfasst. Wenn du magst, lies gerne mal rein:

    https://reichanlebensenergie.de/raus-aus-der-wut-entspannen-durch-kreativitaet/

    Ich würde mich sehr über einen Austausch freuen.

    Herzliche Grüße

    Feerena Fiori

    1. Liebe Feerena,
      vielen Dank für Dein schönes Feedback.
      Ich habe Deinen tollen Artikel gelesen und fühle mich sehr bestätigt. Deinen Ansatz kann ich so gut nachvollziehen.
      Ich liebe diese Arbeit und habe sie für mich und Andere als so enorm wertvoll erlebt.
      Viel Erfolg weiterhin für Dich.
      Herzliche Grüße Martina

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