In ihrer Blogparade ruft Nadja Gilhaus@kleiderkontor dazu auf, über das eigene Lieblingskleiderstück zu bloggen. Hier ihre Einladung dazu: https://www.kleiderkontor.de/2024/08/12/das-ist-mein-lieblingskleidungsst%C3%BCck/
Das hat mich inspiriert und in mir einige Erinnerungen geweckt.
Mein Lieblingsstück
Das ist tatsächlich ein weißes Kleid. Nicht ein bestimmtes, sondern im Allgemeinen. Ich mag weiße Kleider, besonders im Sommer. Sie können die Form eines Hemdblusenkleides haben, oder mit Spitze belegt sein, mit Spaghetti Trägern, langem Arm oder hochgeschlossen. Mir entspricht eher, dass sie weit geschnitten sind, leicht in ihren Stoffen wie Seide oder Chiffon. Die Schnitte, eher figurumspielend und schmeichelnd, wie wenn sie durch den Sommerwind leicht flattern. Aber auch einfache Baumwolle mit leichten Mustern, mit gehäkelten Einlagen, durchbrochenen Stoffen, kurz oder lang. Ich mag es, sie zu gestalten, mit Accessoires wie Schmuck, Tüchern, Schuhen, Mänteln, Jacken, Pullovern, Gürteln und Schirmen.
Zu weiß mag ich alle Farben, die im Sommer sehr bunt und fröhlich sein dürfen. Aber auch schwarz-weiß gefällt mir sehr. Wie Hahnentritt und Pepita.
Ich mag weiß auch in meinen Blusen und T-Shirts, in Wäsche, Handtüchern aller Art. Mein Beruf kam mir das sehr entgegen. Als Kieferorthopädin war ich meist in Weiß gekleidet. Während meine Kollegen immer darüber stöhnten und berichteten, dass sie das Weiß nervt und sie nicht schnell genug aus den weißen Klamotten herauskommen wollten, zog ich auch privat weiße Sachen an.
Außerdem hatte das für immer auch einen sehr praktischen Aspekt: weiß ist extrem leicht zu waschen und damit zu pflegen. Alles in eine Waschmaschine und einfach anschalten. Okay, man sieht jeden Fleck und nach „Murphys Law“ geht es sehr schnell, eine frisch angezogene weiße Bluse sofort mit einem Kaffeefleck oder einem aus Erdbeermarmelade zu versauen.
Das Experiment
Vor ca. 10 Jahren las ich ein faszinierendes Buch von Meike Winnemuth, einer Journalistin aus Hamburg. Das Buch heißt „Das große Los“. Es beschreibt, wie sie bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und sich damit ihren großen Traum erfüllen konnte, finanziell unabhängig zu sein und durch die Welt zu reisen und von überall zu arbeiten. Sie war 12 Monate in 12 Städten auf der Welt unterwegs. Dies Buch war toll zu lesen und nahm auch Bezug auf ein anderes Buch von ihr: „Das kleine Blaue“. Dies Buch beschrieb, wie sie ein Kleid ein Jahr lang getragen hat. Sie hat das Kleid 3x gekauft und schrieb über ihre Erfahrungen.
Um den Bogen wieder zu meinem weißen Kleid zu spannen: ich war begeistert von diesem Experiment und wollte das unbedingt probieren. Ich ging auf die Suche nach einem Kleid. Blau hätte mir sehr gefallen, war aber aus irgendeinem Grunde nicht zu realisieren. Ich war mir auch nicht sicher, ob ich ein Jahr machen wollte, was allerdings dann an der Farbe lag.
Ich entschied schließlich, nach einer sehr langen Online Suche, dass ich ein weißes Kleid nehmen würde. Gesagt-getan. Ich bestellte ein Kleid, das mir gefiel, dreimal und das Experiment begann.
Da es ein weißes Kleid war, beschloss ich das Ganze in die Zeit Frühjahr/Sommer zu legen. Weiß im Winter erschien mir schwierig. Ich fing ca. im April an und wollte dies bis September /Oktober laufen lassen. Diese Erfahrung war wirklich sehr aufschlussreich und hat mir klare Erkenntnisse gebracht.
- Es war unglaublich einfach, sich zu kleiden. Ich musste nie überlegen, was ich anziehen will, sollte oder müsste. Keine Frage, ob das Kleid dem Anlass entsprechend war oder nicht. Es hat immer gepasst.
- Ich hatte kaum Wäsche zu waschen oder Wäsche zu sortieren. Beim nächsten Mal würde ich mir allerdings vermutlich 4 oder 5 Kleider davon kaufen. Da wäre ich noch unabhängiger.
- Meine große Begeisterung gilt Tüchern und Schals. Ich habe viele davon. In allen Farben und Längen. Für jedes Wetter und für jeden Anlass. Das gab eine großartige Vielfalt. Ich sah tatsächlich jeden Tag anders aus.
- Auch einfach Schmuck dazu nehmen: eine Offenbarung.
- Die Schuhe habe ich gewählt, je nach Anlass.
- Ich habe das Ganze unterbrochen für eine Reise, auf der andere Kleidung angesagt war: mehr Hosen wegen Hitze, Regengüssen, langen Stadtgängen. Das hat mir gar nicht gefallen, weil es wieder komplizierter wurde.
- Die Erfahrung, mit wenig auszukommen und das zu genießen, war sehr entscheidend.
- Auch mit wenig kann ich stets gut gekleidet sein.
- Mein Kleiderschrank hat sich danach tatsächlich um einiges Zeugs verkleinert. Ich habe viel verschenkt und das nie bedauert.
- Aber das Faszinierendste war, dass es niemandem aufgefallen ist. Zumindest hat mich nie jemand darauf angesprochen. Erst habe ich gewartet. Später habe ich Menschen, die mir nahe stehen, wenn sie mich auch nicht täglich sehen, darauf angesprochen. Und siehe da, es war ihnen nichts aufgefallen.
Erkenntnis
Es ist schön, zu wissen, was mir gefällt und was mir steht. Es ist auch gut zu wissen, dass es einfache Lösungen gibt. Ich liebe die Idee des Minimalismus, wenn ich das auch nie komplett umsetzen werde. Aber den Minimalismus in diesem Experiment mochte ich. Ich habe das als sehr erholsam erlebt.
Wer weiß, was diese Inspiration mit mir macht. Ich merke, ich bekomme die Idee, das zu wiederholen. Ich werde dann berichten.
Es freut mich, wenn Du mir einen Kommentar hinterlässt. Vielleicht hast Du ähnliche Erfahrungen gemacht.
Vielen Dank liebe Martina, dass ich Dich mit meiner Blogparade inspiriert habe. Und es gab sogar einige KundInnen, die genau mit dieser Idee von Frau Winnemuth zu mir ins Atelier gekommen sind!
Und immer auch unter dem Aspekt weniger gestresst an ihren Kleiderschränken zu stehen. Ich mag so etwas auch eine Weile, aber dann darf es auch wieder etwas mehr sein!
Kleidsame Grüße Nadja
Danke, Nadja, für Dein Feedback
Ja, es darf dann wieder mehr sein. Vielleicht ist der Wechsel wohltuend.
Herzliche Grüße Martina