Susanne Heinen hat eingeladen in ihrer Blogparade zu dem Thema: Wohin zieht es mein Herz in der Welt: https://www.susanne-heinen.de/post/blogparade-sehnsuchtsorte-rund-um-die-welt
Ein schönes Thema.
Wo ich herkomme
Meine Kindheit und Jugend habe ich in Bremen verbracht. Freie und Hansestadt Bremen. Das ist was Besonderes, so fand ich immer: Der Marktplatz, die Böttcherstraße, das Schnoorviertel, der Freimarkt (Volksfest im Oktober – Ischa Freimaak ist der Slogan), der Hafen, die Weser, Fisch kaufen frisch vom Kutter (den mochte ich zwar als Kind nicht essen, aber der Einkauf war ein Erlebnis), der Dom mit dem Bleikeller, der Ratskeller, Café Bleeker(hatte mit das beste Eis und war bei unserer Schule), Boßel Touren machen, Grünkohl mit Pinkel essen und Knipp essen. Es gäbe noch viele schöne Geschichten zu erwähnen. Die Nähe zum Meer war ein weiterer Teil dieser Besonderheiten.
Ich verbrachte in meiner Kindheit und Jugend einen Großteil der Ferien an der Nordsee: Juist, Norderney, Duhnen, Döse, Cuxhaven, Sahlenburg, Zandvoort waren die Orte für längere Ferien oder auch für einen Tagesausflug. Es war ja einfach nicht so weit. Man konnte „mal eben“ Badesachen packen und dahin fahren.
Meine Liebeserklärung an das Meer.
Für mich ist mein Sehnsuchtsort die Nordsee und das Meer. Das ist in Deutschland, aber ganz besonders auch in Schottland
Die Klarheit der Luft, was sich für mich häufig in der Klarheit der Menschen widerspiegelt, der Geruch des Salzwassers, besonders morgens vibriert die Luft vor lauter Salzkristallen, machen mich ganz weit und groß. Die Luft ist so klar und rein, voller Salz und Aerosol. Regelmäßig bekomme ich erstmal einen Hustenanfall und meine Lunge reinigt sich. Sehr unangenehm, aber auch sehr heilend. Sand, der gar nicht weiß und fein ist, sondern grob und höchst unsanft. Selbst in kühlen Zeiten mag ich es, barfuß zu gehen. Die Fußmassage fühlt sich so lebendig und vitalisierend an, dass ich vergesse, dass es eigentlich kalt ist. Schuhe und Socken ist doch wirklich großartig. Der Rhythmus des Wassers, Ebbe und Flut, tut mir gut. Ich bin ein sehr rhythmischer Mensch und das ist für mich erhebend und beruhigend zugleich. Es kommt und geht. Aber ich verlasse mich darauf, dass nach ca. 6,5 Stunden das Wasser wieder da ist. Aber es geht auch einfach und ist weg, weil das dem Natürlichen entspricht. Besonders liebe ich die Weite. Ich kann in die Ferne sehen und das ganze große Spektrum des Universums in mich aufnehmen. So, als gäbe es nichts Anderes als Unendlichkeit, Großes, Göttliches. Und dennoch sehe ich immer einen Horizont, der mir als Ausrichtung dienen kann. Aber auch das Gegenstück, die Nähe, die für mich ebenso wichtig ist, erlebe ich. Die Wellen, die sich am Strand brechen, wieder und wieder, jede ist anders. Weiße Schaumkämme, die ständig ein anderes Aussehen haben. Als Kinder haben wir Muscheln gesucht, wie wohl jedes Kind, wenn an der See ist. Es gab so schöne, kleine, feine, bunte, weiße, schwarze, geschlossenen, offene, zerbrochene – die Auswahl war unendlich wie das Meer. Die Jahreszeit, in der ich am liebsten am Meer bin, ist tatsächlich das Frühjahr und der Herbst. Da gefallen wir die Stürme, das raue Klima, das alles Alte losreißt und wegnimmt. Es ist fordernd, Altes wegzugeben, wegzuatmen und sich dem Neuen, dem Nächsten hinzugeben. Der Wind pustet mich durch und reinigt mich innerlich. Ich genieße tiefe Atemzüge. Oft ist in mir das Gefühl, dass ich noch tiefer atmen möchte, um mir diese wunderbare Luft auf Vorrat mitzunehmen, um sie allzeit für mich bereitstehend zu haben. Manchmal muss ich gut planen und schauen, von wo der Wind kommt. Denn eine Strecke gehe ich dann mit dem Wind und eine mit Gegenwind. Puh, es gibt immer wieder Situationen, in denen man nicht vorankommt. Die Menschen „von der Küste“ sind speziell: gerade aus sagen sie ihre Meinung, verschlossen, dennoch offen und herzlich, sie leben so stark mit der Natur und haben eine große Liebe für das Meer und einen noch größeren Respekt davor. Sie wirken kühl, reserviert und manchmal leicht von oben herab. Sie sind es nicht. Sie sind mir so nah. Essen und Trinken sind eher derb und fett, denn das wird benötigt bei dem rauen Klima im Herbst bis ins Frühjahr. Dem muss der Körper standhalten. Genauso wie der schwarze Tee ein Lieblingsgetränk im Norden ist. Die Röststoffe bringen einem einfach innere Wärme. Das Wetter – tja – so ein Thema. Ich bin aufgewachsen mit dem Spruch: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.“ Leider gilt das für die Küste tatsächlich sehr stark. Ja, auch für andere Regionen, aber …. Ich mag jedes Wetter dort, in allen Jahreszeiten, Ich mag die Frühjahrsstürme, die den Winter verabschieden und oft so viel an Land bringen, der Sommer mit seiner rauen und doch zarten Luft, mit seinen wunderbaren Strandkörben, in die man hineinfällt und in denen ich am Abend gerne den Sonnenuntergang beobachte oder das Treiben am Strand beobachte, die lange Helligkeit, den Herbst, wenn die Winde rauer werden, die Regengüsse häufiger und dennoch kurz, den Winter, der manchmal durchaus kalt, mit Schnee, sehr windig und extrem herausfordernd sein kann. Alle Jahreszeiten haben ihren Reiz. Das Watt hätte ich fast vergessen zu erwähnen. Wenn sich das Meer zurückzieht, kommt das Wattenmeer zutage. Im Schlick zu laufen, vor allem barfuß, ist doch einfach ein Erlebnis. Der Schlick quetscht sich durch die Zehen und hinterlässt braune Füße. Und es kommt ein Teil des lebendigen Universums des Meeres an die Oberfläche: so viel kleines Getier, das sich tummeln, überall blubbert es, die kleinen Würmer aus Sand sind zu schön. Besonders aufregend sind Wattwanderung von einem Ort zu einem anderen, den man sonst nur übers Meer erreichen würde. Ich war als Kind immer unsicher, ob wir es zurückschaffen und nicht von der Flut überrascht werden würden. Aber es war immer gut durchdacht. Man kannte die Gezeiten und war informiert, wann die Flut einsetzt. Der Duft der Rosen, die an der See blühen, ist für mich einer der schönsten und stärksten, den ich jemals kennenlernen durfte. Sanft und süß, rau. Ich kann gar nicht genug bekommen davon und stecke meine Nase immer tief in diese wunderbaren Blüten.
Mein Sehnsuchtsort
Ich liebe die deutsche und holländische Nordseeküste. In den letzten Jahren habe ich aber ganz besonders Schottland kennen und lieben gelernt. Das Land, die Geschichte, die wunderbaren Menschen, das Meer. Ich mag das alles und es ist daher ein großer, wichtiger Sehnsuchtsort für mich geworden.